Betrachtest Du einen Baum, siehst Du keine einzige Gerade. Du siehst Knorpel, Verschlingungen und Kurven. Wölbungen und Umwachsenes. Du siehst Narben und unbeirrtes Streben zum Licht. Wenn Du im
Gras liegst, umgibt Dich eine grandiose Unordnung. Saftige Halme und vertrocknete Blätter, aufgewühlte Erde, winzige Wurzeln und zarteste Blüten. Der Himmel über Dir ist bewegt von wechselnden
Farben. Wind und Sonne berühren Deine Haut und ändern ihren Lauf. Das Plätschern im Bach hat eine wundersame Melodie. Kein Ton kehrt wieder. Nichts ist gleich,
nichts wiederholt sich.
Hier kann Dein Geist zur Ruhe kommen. Er kann sich erholen von den Gedankengebäuden und Vorstellungen über das Leben.
Von den Stockwerken und geraden Wänden und den wiederkehrenden Räumen.
Wenn Du eintauchst in die Natur, fällt Dir die gedachte Perfektion aus der Hand.
Deine Vorstellung bekommt Risse.
Leben bricht herein.
Du kannst es nicht verstehen.
Es erklärt sich nicht, es kündigt sich nicht an.
Es bricht Dich auf, untergräbt Deine Festigkeit.
Es ist das immerwährend Unvorhergesehene.
Doch bald glaubst Du zu begreifen und baust neue Räume.
...auch sie werden Risse bekommen und zerbrechen.
Darin liegt die unbeirrte Schönheit des Lebens.
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